Michael Schlimpen ist Heilpraktiker und seit 2005 in seiner Vollzeitpraxis in der Eifel tätig. Dort kooperiert er mit einer bundesweit anerkannten ganzheitlichen Praxis für Zahnheilkunde. Neben seiner Praxistätigkeit mit den Schwerpunkten Labordiagnostik, Phytotherapie, Spagyrik & Infusionstherapien gibt er Fortbildungen in ganz Deutschland für renommierte Labor, wie das Enterosan- und HSI Labor, aber auch für Firmen wie Repha und Soluna. Da die Liebe zu den Heilpflanzen ihn bereits seit der Kindheit begleitet, unterrichtet er auch immer noch an der Heilpflanzenschule Phytaro in Dortmund, um dieses Wissen weiterzugeben und zu erhalten.
In einem Interview berichtet er über das Thema Verdauungsbeschwerden in der Naturheilkunde.
Herr Schlimpen, Sie sind in einer eigenen Praxis in Kelberg tätig. Wie häufig äußern Ihre Patienten Verdauungsbeschwerden als Indikation?
Mittlerweile habe ich ein Netzwerk an Therapeuten, die untereinander überweisen, wenn sie mit einem Patienten nicht weiter kommen. Gerade Osteopathen überweisen immer wieder Patienten zu mir durch veränderte Tastbefunde im Bauchbereich; seien es Verhärtungen, Druckdolenzen oder spezifische, tastbare Veränderungen an diversen Organen und Strukturen. Aber auch aus meinem eigenen Patientenstamm ist der Darm immer wieder ein großes Thema. Gerade die Verdauungsbeschwerden, die durch die schulmedizinischen Raster fallen, sind ein sehr großes Thema und verursachen einen hohen Leidensdruck. Aber auch viele andere Erkrankungen, die im ersten Moment gar keinen Zusammenhang zum Darm zu scheinen haben, sind ein Thema. Hierzu gehören, chronische Müdigkeit, Asthma, Heuschnupfen und einige andere Indikationen.
Sie setzen bei Ihrer Arbeit auf ein breites Spektrum an diagnostischen Verfahren aus der Schulmedizin und der Naturheilkunde. Wird der Stuhldiagnostik bei der Ursachenforschung zu Verdauungsbeschwerden aus Ihrer Sicht genügend Stellenwert eingeräumt?
Leider wird die Stuhldiagnostik sowohl in der Schulmedizin wie auch in der Naturheilkunde viel zu wenig eingesetzt, und das obwohl es nicht-invasiv und verhältnismäßig einfach und kostengünstig ist. Außerdem ist die Bestimmung der Pankreas-Elastase-1 der offizielle Gold-Standart zur Diagnostik einer exokrinen Pankreas-Insuffizienz, so dass es bei den entsprechenden Symptomen noch weniger nachvollziehbar ist, dass diese einfache Untersuchung meist nicht gemacht wird.
Welche Unterschiede liegen in der Diagnostik der exogenen Pankreasinsuffizienz und des Reizdarmsyndroms? Unter welchem Leidensdruck leiden die Patienten hier?
Während bei der exokrinen Pankreasinsuffizienz hinweisführende Marker entscheidend sind wie z.B. die Erniedrigung der Pankreas-Elastase sind beim Reizdarmsyndrom die Befunde oft diffus. Es können mal Schleimhautmarker erhöht sein, müssen es aber nicht. Es kann eine bakterielle Dysbiose vorliegen, muss aber nicht. Beim Reizdarmsyndrom spielen vegetative Faktoren begleitend eine sehr große Rolle.
Wie lässt sich im Befund die Prankreas als Ursache für Verdauungsbeschwerden eingrenzen?
Für mich gehört die Bestimmung der Pankreas-Elastase zu jedem Erstbefund dazu. Weiterhin lässt sich mit einer günstigen mikroskopischen Untersuchung leicht feststellen, ob es Nahrungsmittelrückstände gibt. Aber auch die Darmflora kann schon wichtige Hinweise geben, wenn z.B. Eiweißverwerter oder Fettverwerter erhöht sind.
Mit welchen Therapieoptionen arbeiten Sie bei diesen Befunden in Ihrer Praxis?
Ein therapiebedürftiger Darm schreit nach einer Behandlung mit Phytotherapie. Dies hat sich immer wieder sehr gut bewährt. In der Regel kombiniere ich bei der oralen Medikation verschiedene Reize, um einen stärkeren Effekt zu erzielen. Das kann z.B. ein Phytotherapeutikum zusammen mit einem mikrobiologischen Mittel sein, wobei also pflanzliche und bakterielle Strategien kombiniert werden, bewährt hat sich aber auch die Kombination aus Phytotherapie und Spagyrik, also einer wirkstoffbasierten mit einer teils informativen Strategie. Je nach Begleitbefunden haben sich bei Reizungen/Entzündungen Körperakupunktur sehr gut bewährt oder durchaus auch diverse Infusionen.
Auf die Thematik der Differentialdiagnose zwischen Reizdarmsyndrom und Pankreasinsuffizienz gehen Sie im Online-Seminar auf edusan.de ein. Was erwartet die Teilnehmer im Seminar?
Ich werde versuchen, dieses komplexe Thema praxisnah und unterhaltsam zu vermitteln. Neben ein paar Grundlagen werden wir uns Praxisfälle ansehen, damit man ein Gefühl für die Thematik bekommt, um dann auch differenzierter eine Therapie einzuleiten. Da man in einem Webinar als Referent immer etwas “autistisch” unterwegs ist, werden wir ca. alle 15-20 Minuten die Möglichkeit geben, im Chat Fragen zu stellen, so dass alle die Chance haben, den einzelnen Bausteinen des Vortrags zu folgen.
Zur Fortbildung: Pankreasinsuffizienz – Diagnostik, Differenzierung (Reizdarm) & Therapie